Für gerechtes Fördersystem auch nach 2013

Landwirtschaftsfunktionäre pochen mit Nachdruck darauf, dass mit der Neuordnung der Agrarpolitik in der EU die Bergbauern im bisherigen Ausmaß unterstützt werden.

Landwirt Kilian Brugger lud gemeinsam mit Ing. Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol, und dem Lienzer Bauernbundobmann Martin Mayerl auf seinen Riedlhof in Lienz/Patriasdorf, um über aktuelle Themen in der Landwirtschaft speziell im Bezirk Lienz zu informieren. 1 700 landwirtschaftliche Betriebe gibt es in Osttirol, 92% davon sind Bergbauern und 20% Biobetriebe. Die Landwirtschaft in Osttirol ist kleinstrukturiert, 8,5 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 18 Hektar Almfutterfläche sowie einen Viehbestand von zehn Großvieheinheiten umfasst durchschnittlich ein Betrieb im Bezirk. „Wir haben sowohl bei der Anzahl der Betriebe, als auch bei den Viehbeständen eine relativ stabile Situation, ein Viertel der Osttiroler Bauern bewirtschaften ihre Betriebe im Vollerwerb“, verweist Mayerl auf eine gute Struktur der Osttiroler Landwirtschaft. Ein wichtiges Thema ist derzeit das Tauziehen um die Verteilung der Fördergelder. Die gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) wird ab 2014 neu geregelt, das siebenjährige Agrar-Entwicklungsprogramm läuft im nächsten Jahr aus.

„Die höheren Produktions- und Arbeitskosten sowie die Arbeitsintensität bei der Bewirtschaftung von Betrieben im Berggebiet muss weiterhin in entsprechend hohem Ausmaß ausgeglichen werden“, fordert Präsident Josef Hechenberger. Nicht nur zwischen den einzelnen EU-Staaten, auch zwischen den österreichischen Bundesländern hat das Tauziehen um die Fördergelder längst begonnen. Das Fördersystem steht auf zwei Säulen, dem Betriebsprämienmodell und dem Umwelt- und Bergbauernprogramm. Im Prämiensystem werden in ganz Österreich jährlich 707,5 Mio. Euro ausgeschüttet. „Wir werden nicht weiter zusehen, dass zum Beispiel in Oberösterreich pro bewirtschaftetem Hektar durchschnittlich 320 Euro Betriebsprämie ausbezahlt werden und in Tirol nur 106 Euro“, formuliert Hechenberger seine Forderung und bestätigt, dass in Österreich längst ein „Verteilungskampf“ um die Förderungen nach 2013 zwischen den Bundesländern ausgebrochen ist. „Wir wollen, dass aus dem Prämiensystem in Zukunft für unser Bundesland insgesamt 30 Mio. jährlich mehr an Mitteln an die Bauern fließen“, so der Landwirtschaftskammerpräsident. Außerdem sollen die vielen Produktinnovationen, Qualitätsfleischprogramme und kreativen Vermarktungsideen weiterhin in vollem Ausmaß unterstützt werden. „Osttirols Bauern sind sowohl in der Produktion als auch beim Pflegen der Kulturlandschaft sehr nachhaltig unterwegs, das sollte weiterhin in entsprechend hohem Ausmaß unterstützt werden“, fordert Martin Mayerl eine gerechte Ausschüttung von Fördermitteln.

Landwirt Kilian Brugger sieht als wichtiges Ziel, den Konsumenten mit dem Produzenten – also dem Bauern – zusammenzubringen. „Die Konsumenten sollen wissen, woher das Produkt kommt“, so Brugger. Nicht nur das Sunnseitner Hoffest, das am Pfingstsonntag auf seinem Bauernhof stattfindet, soll dazu beitragen.

Schon vor Jahren hat Kilian Brugger seinen Hof auf Biobetrieb umgestellt. In Zukunft wird er seine Produkte gemeinsam mit Tirol-Milch über die Marke „Zurück zum Ursprung“ des Lebensmittel-Diskonters Hofer zum Endverbraucher bringen – wie inzwischen fast alle Biobetriebe in Osttirol.

Am Pfingstsonntag, 27. Mai 2012, findet am Riedlhof in Lienz/Patriasdorf das Sunnseitner Hoffest statt.

Am Pfingstsonntag, 27. Mai 2012, findet am Riedlhof in Lienz/Patriasdorf das Sunnseitner Hoffest statt.

„Mit Imagekampagnen wollen wir nicht nur auf die Leistungen unserer Bauern für die Gesellschaft hinweisen, sondern auch Transparenz schaffen, damit die Bürger wissen, dass eine entsprechende Förderung vor allem der Bergbauern von großer Bedeutung ist“, erklärt der Tiroler Bauernbunddirektor, Dr. Peter Raggl, Kampagnen wie „Was wäre Tirol ohne Bauern?“. Am 10. Juni 2012 laden Tirols Landwirte zu einem Familienfest auf ihre Höfe ein. „Wir wollen Jung und Alt zeigen, wie Landwirtschaft wirklich funktioniert“, will Bauernbundobmann Martin Mayerl schon jetzt alle Konsumentinnen und Konsumenten motivieren, sich an diesem Sonntag auf einem Bauernhof über den bäuerlichen Arbeitsablauf zu informieren und auch kulinarische Köstlichkeiten zu genießen. In Osttirol kann man am 10. Juni von 10.00 bis 16.00 Uhr am Bethuberhof der Familie Steiner in Matrei das „Fest am Hof“ mitfeiern. Während sich die Erwachsenen über die Produktion von Lebensmitteln informieren und diese verkosten, werden die Kinder im Streichelzoo betreut.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Raimund Mühlburger, © Osttirol heute

25. Mai 2012 um